19GB-06 Nach Glasgow und in die Highlands, zurück bis nach Perth in Schottland und nicht in Australien!



Dienstag, 30.04.2019
Ab mit dem Zug nach Glasgow, 11,80 britische Pfund, bei der Schaffnerin im Zug bezahlt. 20 min zum Zug gelaufen, wir haben Glück, er fährt gerade ein. Im anderen Fall hätten wir 30 min warten müssen. Nach weiteren 20 Minuten sind wir in der Innenstadt von Glasgow und orientieren uns erst einmal. Glasgow-Central ist ein Kopfbahnhof. Auf einem Glais kommen bis zu drei Züge an und fahren ebenfalls bis zu drei Züge wieder ab. ( vorn, mitte, hinten – Kurzzüge, Vorortbahnen ).


Das ist bei Verspätungen sicherlich ein logistisches Problem. Eine Ankunfts- bzw. Abfahrtstabelle mit festen Zeiten und Bahnsteignummer gibt es nicht. Diese Informationen muss man sich auf der großen Bahnhofstafel kurz vor der Abfahrt heraussuchen.
Durch den gefühlten Hauptausgang nach draußen. Die Orientierung ist einfach. Auf Infosäulen sind Innenstadtpläne mit Standort und wichtigen Plätzen verzeichnet.
Auf dem Weg zum Georg Square, dort fahren die Doppelstockbusse für die Stadtrundfahrt ab, lädt uns die Gallery of Modern Art zu einer kurzen kostenlosen Stippvisite ein. Imponiert hat uns das Reiterstandbild mit einem orange-weißen Verkehrskegel als Kopfbedeckung vor dem Museum.


Mit dem Rundfahrtbus bis zur Kathedrale. Wir kommen uns vor wie im Buch: Die Säulen der Erde. Für die Ewigkeit gebaut! 1136 begannen die Arbeiten. 400 Jahre später war die Kathedrale fertig.
Glasgow Kathedrale





Der Westfriedhof, die Western Necropolis, liegt gleich neben der Kathedrale. Es ist ein sehr repräsentativer Friedhof mit Mousoleen, Tempeln und Grabdenkmälern. Dafür brauchte man eigentlich allein einen ganzen Tag.
Necropole Glasgow
Kathedrale von der Necropole aus gesehen

Weiter zur altehrwürdigen Universität. Sehr schöne repräsentative Gebäude zeigen die Wertschätzung, die der höheren Bildung entgegengebracht wurde. Der schon erwähnte Lord Kelvin studierte hier, Teile von Harry Potter wurden hier in der Bibliothek gedreht. Mit Ehrfurcht betreten wir die historischen Gebäude.
Universität Glasgow

Universität Glasgow
Ausstellungshalle in der Uni

Am Endpunkt unserer Stadtrundfahrt verabschiedet uns das Denkmal von James Watt, dem Verbesserer der Dampfmaschine von Newcomen, vom Georgsplatz in Glasgow. Am 25. August 1819 starb Watt, also wir in diesem Jahr sein 200-ster Todestag begangen.
Irgendwo noch eine Kaffee trinken und Donats essen. Dann zurück zum Zug und zum Wohnmobil. Die Knochen tun uns weh. Pflastertreten und langsam Gehen sind nicht’s für’s Kreuz und für die Gelenke.

1. Mai 2019, Mittwoch
Von Glasgow über die Highlands nach Glencoe
Wir brauchen heute Abend einen Campingplatz, Toilette entsorgen, Wasser auffüllen, ausführlich duschen. Ein CCC-Campingplatz befindet sich bei Glencoe. Vorher noch bei Morrison’s, es ist Feiertag, alle Vorräte auffüllen.
Ja und dann geht es lange am Loch Lomond mit super Ausblicken und einer traumhaften Bergkulisse entlang. Weiter durch breite Täler, an bis zu 100 m hohen Bergen vorbei. Wir entdecken noch Schneereste!





2. Mai 2019, Donnerstag
Vom Campingplatz in Glencoe auf die Isle of Skye (innere Hebrideninsel).
Unsere Idee ist es, durch die Highlands bis auf die Insel Skye nach Uig zu fahren und morgen mit der Fähre und den Rädern nach Tabert auf der äußeren Hebrideninsel Harris und Lewis zu fahren. Mit der Abendfähre wollen wir dann zurück zum Wohnmobil, das in Uig am Hafen auf unsere Rückkehr wartet.
Eine vor etwa zwei Wochen vom Schnee befreite Landschaft mit hohen Bergen, weiten Tälern, langgezogenen Seen (hier sagt man Loch dazu) begeistert uns immer wieder.
Brücke auf die Insel Skye

Blick auf Uig vom gegenüberliegenden Berg aus.

Hafen von Uig bei Ebbe

 In Uig angekommen zum Ticket-Büro. Der Fahrplan der Fähren ist nicht so, wie wir es gedacht hatten. In den nächsten Tagen gibt es immer nur eine Fähre von Uig nach Tarbert und zurück, mit nur 30 Minuten Aufenthalt auf der äußeren Hebrideninsel Harris und Lweis. Das macht keinen Sinn. Nur um 30 Minuten auf einer Insel im dortigen Hafen zu verbringen, muss man nicht 1 Stunde und 40 Minuten  hin und die selbe Zeitspanne zurück auf einer zugigen Fähre sein. Ab morgen, 4. Mai könnten wir so fahren. 9.50 Uhr los und 22.50 Uhr wieder zurück in Uig. Aber, bei uns ist eine von den beiden Propangasflaschen leer. Wir müssen in den nächsten sieben Tagen an eine Tankstelle mit Autogas um aufzutanken. Sonst keine Heizung und kein Kühlschrank. Aber hier im nördlichen Schottland haben wir bisher keine Autogastanke gesehen. Und wir haben hier oben nur ganz selten guten Internetempfang. Telefonieren geht, aber ansonsten selbst hier in der kleinen Hafenstadt Uig kein Internet durch die Luft. Wir hoffen auf die „Highlands-Hauptstadt“ Inverness.
Wir bleiben im Hafen von Uig, essen im Cafe an der Tanke unser Abendbrot und genießen ein hier gebrautes Bier. Morgen gibt es dafür eine Inseltour mit Weiterfahrt zum Ungeheuer von Loch Ness.

3. Mai 2019, Freitag 
In der Nacht hat es geregnet, jetzt scheint durch die Wolken die Sonne. Normales schottisches Wetter.
Wir fahren von Uig aus durch den Inselnorden von Skye. Die Straße ist einspurig mit gekennzeichneten Ausweichstellen. Es fährt sich gut. Einfacher, als auf den engen einspurigen Straßen im Süden der britischen Insel.
Die Landschaft ist abwechslungsreich, dramatisch, wir müssen immer wieder anhalten und fotografieren.


Wasserfall direkt ins Meer

70 m hohe Felsnadel vor dem großen Felsen

Auf dem weiteren Weg zum Loch Ness haben wir alle Wetter: Regen, Sonne, Schnee, Hagel, Niesel oder alle gleichzeitig.
Auf das Loch Ness treffen wir bei Invermoriston. 15 km weiter ist in Drumnadrochit das Castle Urquhart. Von hier aus suchen wir das Seeungeheuer Nessi. Wahrscheinlich hat es sich versteckt, da zu viele Leute nach ihr oder ihm suchen.
In einem Flyer über das Castle Urquhart lesen wir zu Nessi:
„Etwa um das Jahr 580 n.Chr. reiste St. Columban … zum Hof von Bridei, König der Pikten, in Inverness.“ …
„…tatsächlich wurde die erste Sichtung in Adomnans Biographie von Columban erwähnt. Es wird berichtet, dass Columban den Fluss Ness überquerte, wo er auf eine Beisetzung traf. Der tote Mann war von einem Seemonster zerfleischt worden. Columban forderte einen seiner Begleieter auf , durch den Fluss zu schwimmen. Sobald sein Begleiter zu schwimmen begann, wurde er von dem Monster angegriffen. Columban machte das Kreuzzeichen und rief: „ Komm nicht näher. Berühr den Mann nicht. Kehr sofort um. ´Das Monster floh voller Entsetzen und der Mann war gerettet.´ „
Nach dieser überzeugenden Geschichte wissen wir: Nessi lebt! Nessi hat Angst vor uns Menschen! Deshalb ist es so schwer ein Foto von ihr zu machen.
Castle Urquhart

Castle Urquhart

Die letzten 30 km immer am Loch Ness entlang bei Sonnenschein und mit Blick auf den langen See. Inverness, die „Hauptstadt“ der Highlands gefällt uns sehr gut. Gepflegt, aufgeräumt, Hauser aus Naturstein, das hat richtig Charme.
Übernachten am Campingplatz im Vorort von Inverness Buchrew. 

4. Mai 2019, Sonnabend
Wir wachen bei 3°C Außentemperatur auf. In der Nacht hat es hier geregnet und auf den hohen Bergen in der Ferne geschneit.
Schnee auf den Bergen in der Ferne

Eigentlich wollten wir heute bis ganz hoch in den Norden. Von dort mit der Fähre und mit den Rädern auf die Orkney-Inseln. Das ist wohl keine gute Idee, bei windig-feuchtem Wetter und niedrigen Temperaturen mit den Fahrrädern über eine unbekannte Insel zu fahren. Die Orkney-Inseln haben wir gestrichen. Was kann man unter diesen Umständen machen? Eine Rundtour mit dem Auto durch die Nord-West-Highlands ist aus unserer Sicht die beste Möglichkeit. Vorher finden wir noch die einzige Autogastankstelle weit und breit mit Monopolpreis 0,819 britische Pfund. Bisher kostete der Liter Autogas auch hier in Großbritannien zwischen 0,619 und 0,659 GBP. Wenn es nichts gibt, dann ist der Preis plötzlich nicht mehr wichtig!
Zuerst, wegen des Namens, in die Hafenstadt Ullapool. 1788 angelegt um den Heringsfang zu steigern. Noch heute sollen jährlich über 100 000 Tonnen Fisch hier angelandet werden.

In Ullapool

In Ullapool


Im Hafen von Ullapool bei Ebbe

Auf den Rückweg zur Corrieshalloch-Schlucht und zu den Wasserfällen von Measach. Das Naturschutzgebiet ist mit einer Hängebrücke und einer Aussichtsplattform erschlossen.
Wir wissen jetzt aus eigener Anschauung, was eine Klamm ist. Zwei Felswände, die eng zusammen stehen. Oben stehen die Felsen etwa 20m auseinander. Unten, in 40 bis 50 Meter Tiefe fließt das Wasser auf einer Breite von ungefähr 2 bis 3 Metern. Unglaublich, was das Wasser in tausenden von Jahren hier in den Felsen reingeschnitten hat!




Vor dem Inverewe Garden finden wir unseren Nachtplatz.
Zum Begriff Highland, meine Interpretation:
Hier oben im nördlichen Schottland stehen viele hohe Berge so in der Gegend rum, bis zu über 1300 m. Die Straßen verlaufen in der Regel durch die breiten Täler, so dass wir gar nicht so hoch fahren müssen. Gefühlt geht es kaum über 300 m hoch. Im britischen Straßenatlas habe ich einen Pass mit rund 600m Höhe gefunden, mehr nicht.

5. Mai 2019, Sonntag
Inverewe Garden, hier sind laut ADAC-Karte, auf einer Halbinsel von 20 ha vor 150 Jahren von Herrn Mackenzie Eukalyptusbäume, Rhodedendren, Pflanzen aus Südamerika, der Pazifikregion und dem Himalaya angepflanzt worden. Der Golfstrom sorgt dafür, dass die Frostschäden im Rahmen bleiben und diese doch exotischen Pflanzen hier gedeihen.
Wir haben heute keine  Lust auf ‚Garten anschauen‘. Also ohne Besichtigung weiter. Über Gairloch, den Victoria-Wasserfall und das Loch Maree mit kleinen Inseln zur Whisky-Brennerei Glen Old bei Inverness.
Victoria-Fall



Viele Leute, ansehen wollen wir die Brennerei dann doch nicht. Es ist zu früh um zu verkosten. Das wollen wir kurz vor dem Abend in Dufftown machen. Dort soll es sieben Destillen geben. Vor einer werden wir übernachten können und dort macht eine Verkostung Sinn.
Halb fünf stehen wir vor der Brennerei Glenfiddich. Die letzte Führung läuft gerade, das Besucherzentrum ist geschlossen, in einer halben Stunde schließt das Cafe´. Nichts mehr mit Whisky-Verkostung. Klasse, das hilft der eigenen Leber, der eigenen Gesundheit und dem eigenen Portemonnaie. Na, besser kann es doch eigentlich nicht kommen! Allerdings, wir haben noch einen Rest mitgebrachten Whisky im Wohnmobil und der schadet dann doch der Leber und der Gesundheit und schmeckt auch ganz gut.
Brennerei Glenfiddich


Übernachtung: vor der Destilliere Glenfiddich, ruhig, sicher 57.45327, -3.126749

6. Mai 2019, Montag
Von Glenfiddich nach Pitlochry
Heute fahren wir weiter durch die östlichen Highlands. Die Landschaft ist mehr so, wie in den deutschen Mittelgebirgen. In Ballater kauft die königliche Familie während der Zeit der Sommerfrische im August und September jeden Jahres ein bzw. lässt hier einkaufen.


Königliche Bahnstation in Ballater

Das schottische Königsschloss von Queen Elisabeth finden wir nicht. Wir haben es wohl mit dem Schloss Braemer verwechselt. Übrigens hier im Ort hat Robert Louis Stevenson weite Teile seines Romans „Die Schatzinsel“ geschrieben und ein interessantes Schloss steht hier rum.
Castle Braemer

In Pitlochry soll es eine Fischtreppe geben, wo man die Lachse hinter einer Glasscheibe hinaufschwimmen/hinaufspringen sieht, wie sie den Bach/Fluss/Wasserfal/Stromschnelle hinaufschwimmen und springen seh’n soll. Da müssen wir hin.
ÜP: Camping in Pitlochry 56.695861, -3.725201

7. Mai 2019, Dienstag
50 km von Pitlochry nach Perth, nicht das Perth in Australien, aber der Namensgeber.
Pilochry ist eine kleine, hübsche Stadt am Rande der Highlands. Das Festspieltheater empfängt uns mit dem Parkplatz zur Fischtreppe. Durch 34 gemauerte große quaderförmige Becken müssen die Lachse nach oben schwimmen und haben am Grunde der Becken die Möglichkeit sich auszuruhen. Für die Lachse ist das eine Haerausforderung wie im freien Wasser. Nur kräftige und gesunde Fische schaffen es hier hoch. Genauso, wie in der Natur.
Fischtreppe


Oben am Staudamm ist eine Ausstellung über den Bau der Wasserkraftwerke in den schottischen Highlands. 300 km Tunnel wurden gegraben um die Wasserströme  zu lenken und damit vor Fluten zu schützen und Elektroenergie zu erzeugen. Der größte Teil des „Wasserregulierungssystems“ ist somit unsichtbar. Sehr klug gemacht, mit einem Blick für das Ganze und ohne ökologischen Schaden anzurichten.
In Dunkeld, auf halben Weg nach Perth, besichtigen wir die Kathedrale. Zur Zeit der Reformation wurde die Kirche durch die Bilderstürmer zerstört. Welch ein Irrsinn! Nur, weil irgendwelche verblendeten Leute die Menschen aufgehetzt haben und die Aufgehetzten die Zerstörungen und Morde ausgeführt haben. Die Hetzer haben ohne Gewissensbisse ihre Vorteile gehabt und ihre Macht vergrößert!


Bei Perth nehmen wir den CCC-Campingplatz Scone Palace Caravan Park.

Kommentare

  1. Wenn ich das alles so lese, möchte ich gleich los in die Highlands, schon wegen der Ruhe (Loch Ness and Loch Lomond) oder der niedlichen Kleinstadt Pitlochry ... Beneide Euch zwei

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