19GB-07 Edinburgh, Melrose Abbey, Jedburgh, Holy Island, York, Cliveden Garden, Horsley bei London
Mittwoch, 8.05.2019
Bis Stirling ist es nicht weit. Am 29. Juli 1567 wurde hier der Sohn von Königin Maria Stuardt als Jakob VI. zum König von Schottland gekrönt. Später übernahm er als Jakob I. den englischen Thron. 1858 besuchte Theodor Fontane Stirling und beschrieb es in seinem Reisebericht „Jenseit des Tweet“. Bedeutenden Schlachten zwischen Engländern und Schotten wurden hier geführt.
Nach langem Suchen finden wir in Stirling einen Parkplatz. Durch die Stadt, essen in einer Pub-Kette, gut! Immer weiter hoch zum Castle. Schöne Anlage, die immer weiter instand gesetzt wird. Das historische Erbe wird gepflegt!
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Auf dem Weg durch die Stadt zur Burg |
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Auf dem Weg durch die Stadt zur Burg |
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Eingang zur Burg Stirling |
Zurück durch die Stadt mit Kaffee trinken in einem wunderhübschen Cafe.
Weiter über die Autobahn nach Edinburgh. An der Strandpromenade von Portobello finden wir unseren Stellplatz für die Nacht. (55.958425, -3.118913)
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Strand Portobello bei Edinburgh |
Wie kommen wir in die Stadt nach Edinburgh rein?
Gestern haben wir bei der Herfahrt ein großes Einkaufszentrum gesehen. Von dort fahren auch die Busse in die Innenstadt. Mit dem Wohnmobil zum Einkaufszentrum „Fort Kinnaird“ (55.935085,-3.103529). Für 1,70 Pfund pro Person, beim Fahrer zu bezahlen, fahren wir in die City. In 40 Minuten fahren wir durch unterschiedlichste Wohngebiete. Von gutbürgerlichen sehr gepflegten Einfamilienhäusern bis zu herunter gekommenen Mitwohnungen ist alles dabei. Im Zentrum, in der Nähe zum Edinburgh Castle, steigen wir aus und lassen uns dann über die sehr touristische Schlosszufahrt zum Schloss hoch treiben.
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Auf dem Weg nach oben |
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Auf dem Weg nach oben |
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Auf dem Weg nach oben |
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Auf dem Weg nach oben |
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Auf dem Weg nach oben |
So viele Menschen sind unterwegs. Es ist Donnerstag, wo kommen die alle her, was ist erst in der Hochsaison hier los? Fragen über Fragen. Aber, Sonne, freundliche Menschen, was will man mehr? Noch mehr Menschen bewegen sich durchs Burggelände, fast schon zu viel. Schulklassen und Reisegruppen durchflügen das Gelände. Familien, Rentner, alle haben es auf dieses Schloss oben auf dem Burgberg abgesehen. Ist aber auch beeindruckend schön.
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Edinburgh Castle |
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Zugang zur Burg |
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Blick in die Stadt von der Burgmauer aus. |
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Ohne Dudelsackspieler geht es hier in Schottland nicht. |
Zurück wieder in 40 Minuten mit dem Bus. Dann mit dem Womo zum Strand, an dem wir schon die letzte Nacht verbracht haben.
Freitag, 10.05.2019
Wegen des Namens fahren wir nach Melrose Abbey.
Ein Kloster, aufgegeben nach der Reformation, anschließend als Steinbruch benutzt, jetzt gesichert und als romantische Ruine mit viel Geschichte für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Steine mit Botschaften aus einer längst vergangenen Zeit! Wow.
Über eine Treppe in der Gebäudemauer „wendeln“ wir uns nach oben und genießen den herrlichen Blick von oben.
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Melrose Abbey |
Über Melrose Abbey schreibt Theodor Fontane folgendes: (aus Projekt Gutenberg „Jenseit des Tweet“, den Anfang des Kapitel 28 habe ich hierher kopiert). Genauso wie beschrieben ist es auch noch heute noch!
Melrose-Abbey
Und willst du des Zaubers sicher sein,
So besuche Melros' bei Mondenschein;
Die goldne Sonne, des Tages Licht,
Sie passen zu seinen Trümmern nicht.
Wenn die Bögen und Nischen im Schatten stehn,
Die Ecken und Pfeiler wie Silber sehn,
Wenn das weiße, kalte, zitternde Licht
Um den Mittelturm seine Girlanden flicht,
Wenn die Strebepfeiler sich wechselnd reihn,
Halb Ebenholz, halb Elfenbein,
Wenn's schneeig auf allen Gräbern liegt
Und die weißen Figuren noch weißer umschmiegt,
Wenn das Rauschen des Tweed, weitab gehört,
Wie Summen die nächtige Stille stört, -
Ja, dann tritt ein; bei Mondenschein
Besuche Melros' und - tu es allein.
Wir konnten diesem guten Rate Walter Scotts (Gesang 2 in »The Lay of the last Minstrel«) leider nicht nachkommen; denn es dämmerte kaum, als wir von Edinburg aufbrachen, und schon um 10 Uhr vormittags trafen wir an Ort und Stelle ein. Das Städtchen Melrose, nur etwa vier deutsche Meilen von der englischen Grenze entfernt, liegt am Tweed, zum Teil an den Abhängen malerischer Hügel, die hier zu beiden Seiten den Fluß einfassen. Das Tweed-Tal gilt an dieser Stelle für außerordentlich fruchtbar, und um so mehr muß es überraschen, daß das Wort Melrose nicht »Honigrose« (wie man angesichts so üppiger Landschaft glauben sollte), sondern vielmehr »Kahlenberg« bedeutet. Die alte Schreibart war nämlich »Mullroß«, ein gälisches Wort, das etwa »unfruchtbares Vorgebirge« meint und sich auf der Insel Mull in richtiger Form erhalten hat, wo die südliche Felsenöde der Insel den Namen »Roß of Mull« oder Mullroß führt. Vielleicht, daß der alte Teil der Stadt auf einer eingeschobenen Sandscholle errichtet wurde.
Das Städtchen selbst ist im übrigen interesselos, und man passiert es ohne Verzug, um erst hinter demselben, an dem Kirchhofstore haltzumachen, durch dessen Gitterstäbe man bereits die Abtei erblickt. Melrose-Abbey ward zwischen 1136 und 1146 vom König David I. gegründet, also ungefähr um dieselbe Zeit, wo die Abtei von Holyrood errichtet wurde. Melrose war ein Zisterzienser-Kloster und größer, reicher, schöner als irgendeine andere Abtei im Lande. Drei große Feinde indes haben an der Zerstörung dieses Baudenkmals gearbeitet: der Krieg, das Puritanertum und der Vandalismus der letzten Jahrhunderte. Melrose-Abbey wurde zu einem Steinbruch, dessen Wände und Pfeiler man zerschlug, um nachbarliche Stallgebäude aufzuführen. Aber auch unter den Ruinen des Landes ist sie die schönste geblieben.
Melrose Abbey
Ein ziemlich breiter Kirchhof, mit alten Grabsteinen überdeckt, zieht sich an der Südfront der Ruine hin, und von dem südöstlichsten Punkt dieses Kirchhofs aus hat man den schönsten Überblick über dieselbe. Im Norden zwischen Hauptschiff und nördlichem Querschiff befanden sich die Klostergebäude; der Turm wuchs aus der Mitte des Kreuzes empor, und Chor und Oberschiff waren von ungewöhnlicher Länge.
Turm und Dach sind eingestürzt, nur die Westseite des Turms erhebt sich noch 84 Fuß hoch; der Chor (der überhaupt am besten erhalten ist) und einzelne Seitenschiffe tragen noch ganz oder teilweise ihre alten Gewölbe. Das große Westschiff mit seinen acht Strebepfeilern und den Überresten von ebenso vielen Seitenkapellen ist am völligsten seines alten Glanzes beraubt, besonders da, wo die Hand des Puritanismus nicht bloß niedergerissen, sondern in dem ihm eigentümlichen Nüchternheitsstil auch aufzubauen und zu restaurieren versucht hat. Die eine Hälfte des Westschiffs, und zwar die dem Turm zunächstgelegene, trägt nämlich einen Überbau aus dem Jahre 1618; aber es ist ein Rundbogen, wie wenn man einen Keller wölbt, und nicht die Abtei von Melrose.
Kein Teil des Gebäudes, der nicht schwere Schädigungen erfahren hätte; vieles fehlt, einzelnes ist verunstaltet, nichtsdestoweniger bietet sich dem Auge, neben der Schönheit der Proportionen, noch eine solche Fülle wohlerhaltener Einzelheiten dar, daß es weder eines besonderen Geschicks noch einer besonders lebhaften Phantasie bedarf, sich die Ruine wieder als ein Ganzes zu denken und aufzubauen. Ich mag nicht bei den Einzelheiten verweilen, nicht die Portale und Nischen, die Simse und Friese beschreiben, selbst die besonders berühmten Fenster nicht, die sich in mächtiger Breite im Chor und über dem Südportal erheben; ich begnüge mich mit der Erklärung, daß diese Ruine zu jenen großartigen Schönheitswundern gehört, die einmal gesehen und in sich aufgenommen, nicht wieder vergessen werden. Sie ist nicht nur unter den schottischen, sondern überhaupt unter allen Ruinen, die ich kennengelernt habe, durchaus die schönste und fesselndste. Worin ihr besonderer Zauber besteht, ist schwer zu sagen. Lage, Material (ein feinkörniger rotgrauer Sandstein), imposante Dimensionen, historische Erinnerungen und Reichtum und Eleganz des Details (wovon auch ein flüchtiger Blick schon überzeugen muß), wirken zusammen; den Ausschlag aber gibt wohl jene rätselhafte Schönheitslinie, die man an ihrer Wirkung eher erkennt, als Auge oder Urteil sie nachzuweisen vermögen.
Die Details des Baues sind von ungewöhnlicher Schönheit und Sauberkeit; diese aber in vollem Umfang zu würdigen, ist es nötig, unsern Kirchhofsplatz aufzugeben und in die Kirche selber einzutreten.
Man erkennt hier alsbald eine Ausbildung des Ornamentalen, wie sie, selbst in der höchsten Blütezeit der Gotik, nur ausnahmsweise gefunden wird. Mit feinem Sinn für noble Gesamtwirkung ist die quantitative, unerbittlich ins Auge fallende Überladung vermieden, und nur qualitativ begegnen wir einem äußersten Maß, das an Raffinement grenzen und vielleicht ein Zuviel sein würde, wenn es nicht mit jener Reserviertheit Hand in Hand ginge, die es in den Willen des Beschauers legt, ob er den Reichtum sehen will oder nicht. Unter diesen Detailarbeiten zeichnen sich vor allen die Kapitale der Säulen aus. Es ist, als ob die Meister jener Epoche den Zweck verfolgt hätten, ein in Stein gebildetes Herbarium scoticum auf die Nachwelt kommen zu lassen. Alle möglichen Blumen und Blätter, Lilien, Distel, Eichenlaub, Kleeblatt und Raute finden sich vor und sind mit soviel Studium und Sauberkeit ausgeführt, daß es z. B. möglich ist, einen Strohhalm durch die reichdurchbrochene Blumenarbeit, wie durch ein Gewebe von Maschen und Ringen, hindurchzuziehen. An jeder Stelle der Kirche laden diese Kapitale zu sorglicher Betrachtung ein, ganz besonders aber im Nordostteil derselben, wo sich's der Steinmetz an einzelnen Stellen hat angelegen sein lassen, die krausen Blätter des schottischen Grünkohls mit überraschender Treue nachzubilden. Dieser Grünkohl, gemeinhin Scotch kail genannt, muß entweder auf Melroser Grund und Boden in ganz besonderer Vortrefflichkeit gediehen sein oder irgendwelche mysteriöse Beziehungen zur Abtei gehabt haben, da noch ein altes Volks- und Spottlied existiert, worin es von den Melroser Mönchen heißt:
Und sie hatten vom besten schottischen Kohl
Alle Freitag auf ihrem Teller,
Und taten an Braten und Bier sich wohl
Aus ihrer Nachbarn Keller.
Weiter nach Jedburgh auf den CCC-Campingplatz. Der ist jetzt, am 10. Mai ausgebucht! Wir haben Glück und stehen auf Asphalt im Eingangsbereich. (55.599318, -2.71812)
11. Mai 2019, Sonnabend
Hier in Jedburgh steht die nächste Ruine eines mittelalterlichen Klosters samt Kathedrale. Ich meine, auch hier passt Fontane’s Beschreibung.
Drei große Feinde indes haben an der Zerstörung dieses Baudenkmals gearbeitet: der Krieg, das Puritanertum und der Vandalismus der letzten Jahrhunderte.
Wir sind von dem was noch übrig blieb wieder sehr angetan und interpretieren unsere gedachten Geschichten in die Gemäuer. Mittelalter, was ist hier geschehen, wie hat man hier gelebt, warum musste man sich umbringen und so viele Leben und Kultur zerstören?
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Kathedrale Jedburgh |
Nicht weit von hier, an der Küste liegt Lindisfarne Castle auf Holy Island. Durch die Gezeiten wird das Land regelmäßig zur Insel oder Halbinsel. Die Zufahrtsstraße wird durch die Flut regelmäßig überschwemmt.
Bei Ebbe kommen wir an und hoffen, irgendwo in den Dünen übernachten zu können. Doch auch hier steht wieder: „No overnight camping / sleeping.“ Schade! Ne, das ist ärgerlich! Na, dann eben zum Parkplatz und von dort aus zur Burg und durch das Dorf.
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Lindisfarne, in den Dünen |
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Lindisfarne, breiter Sandstrand |
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Castle Lindisfarne |
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Es ist gerade Ebbe |
Vor der Flut sind wir wieder von der, in unserer Zeit, Halbinsel runter. Ob das heute noch zur Insel wird, weil die Straße überschwemmt ist, wissen wir nicht.
Weiter nach North Sunderland, wo wir in einer Seitenstraße ein ruhiges Plätzchen für uns finden.
12. Mai 2019, Sonntag
Von North Sunderland nach York. Bei einem Pub in Stamford Bridge finden wir einen ruhigen Platz (53.988538, -0.915217) und gute Gespräche bei Bier, Cider und Soleiern. Ein Gast war als Sohn eines britischen Offiziers in den 70-er Jahren in Gatow, Ortsteil von Berlin. Ich stand als DDR-Grenzer nicht weit von ihm auf der anderen Seite der Mauer.
13. Mai 2019, Montag
Hier in Stamford Bridge haben wir gut übernachtet. Wir fahren zum nächsten P&R-Parkplatz und von dort mit dem Bus in die Stadt.
Als Erstes, für alle mitlesenden Eisenbahner, ins National-Railway-Museum nach York. Wir sind stark beeindruckt und verfallen in einen Fotografierrausch! Wir sind hier in England, wo die Dampfmaschine 1829 auf Räder gestellt wurde! Ein Modell der Rocket, der ersten Lokomotive der Welt begrüßt uns in strahlendem Gelb! Irre! Technik aus den Anfängen der Industriealisierung. Wir bleiben viel länger, als wir wollten und erfahren dabei, das man tatsächlich überlegt hatte die Städte Liverpool und Manchester mit einer Kabelbahn zu verbinden. Stationäre Dampfmaschinen hätten über Kabel die Wagen bewegt. Den Vorzug bekam die mobile Dampfmaschine, Lokomotive genannt.
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Stationäre Dampfmaschine für Kabelantrieb |
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Vorn ein Modell der Rocket. |
Nach soviel Technik zum Münster. Anders als die in Schottland ist das Yorker Münster in voller Schönheit erhalten geblieben. Ehrfürchtig umrunden wir die in Stein gemeißelte Macht und Schönheit.
Gleich hinter dem Münster befindet sich Treasurers House, das Haus des Schatzmeisters. Es ist das wunderschöne Haus eines wohlhabenden Industriellen. Hier stieg 1906 König Edward VII mit seiner Frau Queen Alexandra für drei Tage ab. Gediegene Ausstattung!
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Treasures House |
Durch die sehr angenehme, quirlige Innenstadt
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Hier ist jeden Tag Weihnachten |
zum Bus, dann weiter Richtung Süden in die Nähe von Mansfield auf den CCC-Campingplatz. (53.148782, -1.296249)
14.Mai 2019, Dienstag
Heute wollen wir an den Rand von London, damit wir mit dem Zug in die Stadtmitte fahren können.
Vorher wollten wir noch nach Schloss Windsor. Das scheint mit unserem Auto nicht einfach zu sein, Parkplatzsituation, Besichtigungsmöglichkeiten. Also verwerfen wir diesen Plan und schauen stattdessen in unser „National Trust Handbuch“ und suchen dort ein Besichtigungsziel. Cliveden ist ein über 350 Jahre alter Park, liegt an der Themse und auf unserem Weg. Nancy Astor war vor 100 Jahren die erste weibliche Abgeordnete des britischen Parlaments und stammt von hier.
Ja, auch hier bewundern wir wieder den Sinn der Engländer für die freie und schöne Gestaltung der Natur. Sichtachsen, Wasser, Gehölze, Wege, Gebäude, Denkmale, Skulpturen vereinigen sich zu einem Gesamtkunstwerk. Einfach nur schön, Balsam für die Seele. Der Eintrittspreis ist sehr hoch, oder man ist, wie wir Mitglied (gegen viel Geld) im National Trust. Trotzdem, oder gerade deswegen sind viele Leute hier im Park.
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Exakt geschnittene Hecken |
Weiter nach Horsley zu unserem Stellplatz (51.284811, -0.45036) bei London. Von hier aus ist es etwas über einem Kilometer bis zum Bahnhof. 22,40 Pfund für zwei Personen nach London und zurück oder 44 Pfund mit Berechtigung für die Londoner Busse, Bahnen und U-Bahnen.
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Unser Platz in Horsley |
Ward Ihr auf dem Schlachtfeld von Sterling und habt das William Wallace Monument (Braveheart) gesehen? Ich hoffe, Euch hat Edinburgh beeindruckt, diese majestätische Stadt, das Athen des Nordens!
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