19-02 VON HASTINGS AUF DIE ISLE OF WIGHT


Freitag, 29.03.2019
Aufwachen in Hastings bei 11°C und Sonnenschein. Heute ist der seit zwei Jahren immer wieder angekündigte Tag des Austrittes Großbritanniens aus der EU. Geschehen ist nichts!???? Keiner weiß, was die Briten wollen, am Meisten sie selber nicht! Eine Atommacht weiß nicht was sie will! Na Klasse!

Wir wissen was wir wollen: Zwei Stunden Hastings per Fuß erkunden. Ok, auch wir haben uns verkalkuliert. Aus den zwei Stunden Stadtbesichtigung sind zum Schluss vier Stunden geworden. Eine nette, lebhafte Stadt, die uns gefällt. Hastings ist, wie andere Südküstenorte auch, eine Stadt der Sprachschulen. Unglaublich viele Sprachschüler aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Holland, Belgien und selbst aus England bevölkern bei bestem Wetter die Stadt. Über die Strandpromenade Richtung Osten an verschiedensten Attraktionen für die Schüler entlang, bis zu den Net Shops, das sind hoch aufragende schwarze Schuppen, in denen  die Fischernetze getrocknet werden. Natürlich werden die Net Shops auch für den Verkauf von frischen Fischen und als Gaststätte genutzt. Eine kleine „Pionier“-Eisenbahn fährt zwei Stationen von der Mitte der Promenade bis hierher. Die Briten scheinen große und kleine Eisenbahnen zu lieben.
Uferstraße

Seebrücke von Hastings



Die schwarzen Schuppen zum Trocknen der Fischernetze, links der Personenaufzug zum "Hochufer.

"Pionier"-Eisenbahn

Die Netshops

Hier, fast  am Ortsende, ist auch ein Schrägaufzug, der uns von der Meereshöhe etwa 100m hoch auf die Klippen befördert. Wunderschöne Aussichten auf die Stadt, die Uferlinie und das Meer. Auf dem Rückweg essen wir unsere ersten Fish & Ships. In den Einkaufsstraßen im Zentrum lässt es sich aushalten. Freundliche Menschen in einem wunderschönen Ambiente. Zeit für uns zum Genießen.

Blick auf Hasting von oben

In der Bummelmeile von Hastings


Zum Übernachten fahren wir zum Campingplatz nach Alfriston. N50.8043 E00.1482

Samstag, 30.03.19
Auf dem großen Wiesencampingplatz wachen wir mit Sonnenschein auf. Für Frühstücken, Duschen und Entspannen lassen wir uns Zeit. Neben der Kirche in Alfriston steht das Clergy House – (wir lernen englisch = das Haus des Klerus). Ein Haus aus dem 14. Jahrhundert, das vom National Trust – der britischen Denkmalschutzstiftung, 1896 vor dem Abriss gerettet wurde und seit etwa 50 Jahren öffentlich zugänglich ist. Ein zierliches Haus mit Charakter und einem wunderschönen Garten. Wir verbringen viel mehr Zeit als vorgesehen in diesem Schmuckstück. Traditionen bewahren, die haben was drauf diese Briten. Wir fotografieren wieder Mal wie die Bekloppten. Die Kirche auf einem Hügel, der Fluss, das Clergy House, die schöne kleine Stadt, das Grün überall, es fehlen die Worte.
Camping Alfriston

Kirche

Clergy House






Weiter nach Newhaven. Nach dem Einkaufen bei Lidl fahren wir zu Parkplatz an der Mole. Hier wollen wir zwei Nächte bleiben und nach der ganzen Fahrerei zur Ruhe kommen.
N50.7819 E00.0556

Sonntag, 31. März 2019
Heute nehmen wir die Räder raus und fahren durch Newhaven. Kein besonders schöner Ort. Hafenanlagen, etwas industriell. Was auch hier auffällt, es geht immer schön steil hoch und runter. Die gesamte Gegend im Süden Großbritanniens ist sehr steil und hügelig.

Montag, 1. April 2019
Um die Kosten zu senken haben wir zwei Probleme zu lösen:
1. Für die Übernachtungen auf Campingplätzen benötigen wir die Mitgliedschaft in einem britischen Campingclub. Damit bekommen wir Rabatt auf diesen Plätzen und Zugang zu einfacheren sogenannten zertifizierten Plätzen. Die Mitgliedschaft kann man per Internet beantragen oder eben auf einem CCC-Platz bekommen.
2. Unsere Vodafone-SIM-Karten brauchen sich auch im europäischen Ausland schnell aus. Innerhalb von zwei Tagen sind 2GB weg. Schuld scheint das internationale Roaming zu sein, das man einschalten muss. Damit loggt sich das Telefon auch in andere als in Vodafone-Netze ein. Zusätzlich funktioniert das Smartphone auch als Hotspot und stellt für das Tablett WLAN zur Verfügung. Damit werden automatisch alle Apps aktualisiert und das kostet zusätzlich Datenvolumen. Beide Sachverhalte zusammen treiben die Kosten nach oben. Das ist jedenfalls meine Erklärung.
Bevor wir diese Probleme aus der Welt schaffen, fahren wir zum Birling Gab. Hier hat das Meer die Steilküste spektakulär abgetragen. Ein wunderschöner Blick auf die „Sieben Schwestern“, das sind sieben Erhebungen in der Kreideküste Richtung Newhaven. Die hier stehenden Häuser sind der Rest eines kleinen Ortes, der langsam von den Gezeiten abgetragen wird. Weiter oben am Leuchtturm hat man einen wunderbaren Blick auf den 115m tief unten im Meer stehenden neuen Leuchtturm  am Beachy Head. Spektakulär! 


Newhaven Stellplatz an der Flussmündung

Birling Gab
Die sieben Schwestern und im Vordergrund Birling Gab

Alter Leuchtturm am Beachy Head

Leuchtturm am Beachy Head


Im nächsten Riesensupermarkt „ASDA“ kaufen wir für 15 Pfund 12 GB Internetvolumen für einen Monat. Das müsste doch reichen. Dann weiter zu „Normans Bay Camping“ in Pevensey östlich von Eastborne. Hier standen wir schon vor zwei Tagen. Da hatte der Platz allerdings noch geschlossen, heute ist der erste April und der erste Öffnungstag des Campingplatzes. Ein großes gut angelegtes Wiesengelände mit allen notwendigen Anlagen. Das Erstellen des Übersee-Klub-Ausweises für drei Monate funktioniert auch problemlos. N50.8277, E0.3813   

Dienstag, 2. April 2019
Bei Nieselregen wachen wir auf dem Campingplatz auf. Das ist schon eher englisches Wetter. Nach einem Spaziergang am Kieselstrand kommen wir nach 13 Uhr los.




Ein Lidl auf der rechten Seite verlangt nochmal nach uns und unserer Zeit. Weiter durch Eastbourne zum Birling Gap. Hier verbringen wir die Nacht. Sehr ruhig und angenehm. N50.7431 E0.2025

Mittwoch, 3. April 2019
Das bekannteste Seebad Großbritanniens ist Brighton. Im ganzen Land soll die Dichte von Clubs, Bars Restaurants hier die größte sein. Urlauber und Sprachschüler bevölkern die Stadt. Wir mit unseren Fahrrädern sind auch dabei. Das Wohnmobil haben wir auf dem Campingplatz im Osten von Brighton gelassen, (N50.7431 E0.2025) nachdem uns ein Brite mit Wohnmobil am Parkstrand auf die Preise für 24 Stunden hingewiesen hat, 32 britische Pfund für an einer Straße stehen und sonst keinerlei Service.
Camping Brighton

Wir genießen das Rollen auf der Uferpromenade. Die Seebrücke als Vergnügungsmeile mit ihrem königlichen Pavillon hat schon was. Hier ist richtig was los. Den vielen Schülern scheint’s zu gefallen. Etwas weiter westlich steht der Airways – Tower direkt am Strand. Ein 173m hoher Stahlbetonzylinder, Durchmesser vielleicht 10m, ragt in den Himmel. An diesem schmalen Zylinder steigt etwa alle halbe Stunde ein gläserner Ring von geschätzt 30m Durchmesser mit vielen Schaulustigen ganz langsam in die Höhe. Hat was von Science Fiktion. Uns gefällt’s. 30 Pfund für uns Beide geben wir aber dann doch nicht aus.
Brighton Pier


Strand vom Brigton Pier aus gesehen

Immer noch der Brighton Pier

Der Glasring - vor dem Start

Das Raumschiff startet



Es geht hoch hinaus.

Weiter zu den Lanes, einem verkehrsfreien, engen, verwinkelten Kneipen- und Boutiquenviertel.






Und dann steht plötzlich ein „indischer Palast“ vor uns, mitten in der Stadt. Der Royal Pavillon. Ein zauberhafter Palast, allerschönster Kitsch. Islamische und europäische Architektur treffen hier aufeinander. Wir sind sowas von hingerissen.         





Donnerstag, 4. April 2019
In der Nacht hat es gut „geschauert“. Jetzt um 9 Uhr haben wir 7°C Außentemperatur und Schauerwetter. Kleine Hagelkörner sind auch dabei. Wie es aussieht, ist heute kein gutes  Wetter um Spazieren zu gehen.
Unsere erste Gasflasche ist zur Neige gegangen. Wir sollten in der Nächsten Zeit an eine Tankstelle fahren und Autogas tanken. Bei der ersten Tankstelle dann der große Schreck, unsere Adapter passen nicht. Das könnte ein Problem werden.
Heute erwartet uns Wakehurst, der königliche botanische Garten. Hier wurde die Millennium Samenbank eingerichtet. Bis 2020 wird man hier 25% der weltweiten Pflanzensamenarten gesammelt haben, 2010 waren es schon 10%. Von der Samenartendatenbank sieht man natürlich nichts. Eine gut gemachte Ausstellung informiert über dieses Projekt. Ein Schülerlaboratorium für Klassen dient der Umweltbildung.
Das Wetter erlaubt es uns doch, durch den Park zu schlendern. Ein wunderschöner Landschaftsgarten! Selbst jetzt, bei nicht idealem Wetter. Aus dem ganzen britischen Empire haben Botaniker Pflanzen aller Art mitgebracht und hier angesiedelt. Es ist einfach zauberhaft!

Pflanzensamenbank









Kameliendame




Im Gartenhaus ist eine Ausstellung. Bei der Darstellung einer Strelitzie finden wir einen Text in dem Queen Charlotte als Prinzessin von Mecklenburg Strelitz erwähnt wird. Den anwesenden Damen von der Aufsicht erklären wir, dass wir aus der Nähe des Geburtsortes von Queen Charlotte kommen und uns freuen, dass Strelitz hier, an einem ihrer Residenzorte vorkommt.
Nach diesem langen Aufenthalt in Wakehurst fahren wir südlich weiter. Das Problem Propangas/Autogas ist noch nicht gelöst. Nun gut, zur nächsten Tanke. Die jungen Leute haben selber keine Ahnung und einen Adapter schon lange nicht. Unterwegs sehen wir einen Wohnmobilhändler. Wir werden zur nächsten Tankstelle mit Autogas geschickt. Hier dasselbe. Adapter unbekannt. In der Nähe von Arundel stehen wir neben einem Hotel zur Übernachtung und suchen nach Lösungen im Internet. Welcher Adapter wird gebraucht, wie sieht der aus, welche Abmessungen muss der haben? Wo gibt’s den zu kaufen? Wo kann man sich den hier in England hinschicken lassen? Fragen über Fragen. Dann,  dämmert’s mir. Eventuell haben wir den Bajonettadapter sogar mit. Nur, in den letzten 10 Jahren wurde er nicht benötigt.!???  (Ü:N50.8453 W0.5392)

Freitag, 5. April 2019
Hurra, das Gas tanken hat funktioniert! Eine große Sorge sind wir los!
Unser neues Ziel sind Petworth House und Park, ein weiteres Anwesen des National Trust. Im barocken Schloss ist eine umfangreiche Gemäldeausstellung des National Trust zu sehen. Im weiten englischen Landschaftspark erinnert eine Konstruktion an den Neustrelitzer Hebetempel. Ein weiterer Pavillon erinnert mich an das Mausoläum für die Königin Louise. Gleiche Zeit, gleiche Gedankenwelt, gleichartige Realisierung.


Eingang in den Landsitz

In der Skulpturen und Gemäldegalerie

In der Skulpturen und Gemäldegalerie

In der Skulpturen und Gemäldegalerie

In der Skulpturen und Gemäldegalerie

In der Skulpturen und Gemäldegalerie


Landsitz von Außen

Nach der Besichtigung fahren wir weiter nach Chichester. Allein der Name hat schon was: Worchester, Winchester, Manchester, … Es gibt viele Parkplätze, aber überall: No overnight = Übernachtung verboten!  Wir finden einen Platz an dem LKW über Nacht gegen Gebühr stehen dürfen. Ab in die sehenswerte Stadt, Kathedrale besichtigen und dann in einem angenehmen Pub die „Pubwelt“ genießen. Fish and chips mit einem britischen Bier. Sehr lautstark wird alles mögliche besprochen. Eine ausgesprochen angenehme Atmosphäre!
Chichester Kathedrale

Chichester Kathedrale

Chichester Kathedrale

Chichester Kathedrale

Chichester Kathedrale

Chichester Kathedrale


Samstag, 6. April 2019
Nach dem Frühstück überlegen wir, wohin heute? Die Isle of Wigth liegt in der Nähe, warum nicht dorthin wo die Briten bevorzugt ihren Urlaub verbringen. Wir wollen irgendwo auf dem Festland auf einem Stellplatz übernachten und mit den Rädern zur Fähre fahren und dann per Rad die Insel erfahren. Das mit dem Stellplatz ist nicht so einfach, auf zwei kommen wir nicht rauf, da die Stellplatzwiesen zu nass sind und wir einsacken würden. Schade. Dann eben zur Fähre in Lymington, dort auf dem Platz über Nacht stehen und am nächsten Tag rüber auf die Insel. Das Wohnmobil steht hier sicher, so dass wir am Nachmittag die Räder rausnehmen und durch Lymington radeln. Feines Städchen.
Am Abend sitzen wir im Wohnmobil, da kommt ein Angestellter der Fährgesellschaft: Ihr dürft hier nicht übernachten. Ein Glück, dass ich schon vom Lidl-Whisky getrunken hatte. Wegfahren ging nicht. Zähneknirschend akzeptierte der Wachmann das. Wobei, warum darf man gegen Gebühr nicht auf einem fast leeren Parkplatz stehen?

Sonntag, 7. April 2019
10.15 Uhr mit den Rädern auf die Fähre zur Urlaubsinsel der Briten, der Isle of Wight. Kanalinsel, durch den Golfstrom auch im Winter erträgliche Temperaturen. Hier ist alles auf Urlauber eingestellt. Früher gehörte die Insel zur Verteidigungsline für die Städte Southampton und Portsmouth. Alle Segelschiffe mussten rechts oder links der Insel vorbei um nach diesen beiden bedeutenden Hafenstädten zu kommen.
Unser Platz im Hafen

Die Fähre ist angekommen

Die gesamte Flussmündung ist ein riesiger Seglerhafen

In Yarmouth auf der Isle of Weight


Kurz vor dem Victoria Fort

Hier kann man gut urlauben

Das Fort gegenüber auf dem britischen Festland

Von 1950 bis 1970, im Kalten Krieg, waren Teile der Insel Raketentestgelände.
Die Nadeln - Needles Old Battery & New Battery

Die Nadeln - Needles Old Battery & New Battery

Needles Old Battery & New Battery

Needles Old Battery & New Battery
Hier war die erste dauerhafte Funkstation der Welt. Wenn ich es richtig verstanden habe wurde von hier aus erstmals vom britischen Festland eine Funknachricht an ein 36 Meilen entferntes Schiff versendet!

Alte Raketenabschussbasis

Obwohl wir mit unseren elektrischen Rädern unterwegs sind, schaffen wir nur einen ganz kleinen Teil der Insel kennenzulernen. Landschaft, Geschichte und die Aussichtspunkte ziehen uns in ihren Bann. Für diese kleine Insel von 25km x 35km braucht man, wenn man alles sehen will mindestens 5 Tage. Mit vielen neuen Eindrücken fahren wir mit der Fähre zurück.
Gehofft hatten wir, wieder an der Fähre in Lymington übernachten zu können. Wir hatten richtig unser Ticket für den Parkplatz gezogen. Britische Gründlichkeit und inzwischen insgesamt vier Bedienstete überzeugen / vertreiben uns von unserem Übernachtungsplatz. Alle Diskussionen nutzen nichts. Um die Ecke beim Pub „The Ferryman“ können wir für ein Bier und einen Cidre übernachten.     

Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

19-04 Von Land’s End über Wales bis nach Liverpool

19-05 Zwei Tage Liverpool, der Hadrianswall, Galloway-Rinder, bis kurz vor Glasgow