19-03 Stonehenge, Exmouth, Exeter, Dartmoor, südlichster und westlichster Punkt der britischen Insel


Vornweg:
Über einen Monat sind wir schon in Großbritannien. Es gibt einiges, was uns auffällt. Und alles nur positiv!
1. Die Menschen – sehr freundlich, „tiefenentspannt“, überhaupt nicht hektisch!
2. Autofahrer – aufmerksam, „tiefenentspannt“, lassen einem die Vorfahrt, denken mit, überhaupt nicht auf den eigenen Vorteil bedacht, „sportsman“, gentleman? Überhaupt nicht hektisch!
3. Landschaft – Felder sehen aus wie Patchwork, Stein- und Pflanzenhecken unterteilen die Hügellandschaft, tiefe Täler
4. Straßen – sehr hügelig, steile Aufstiege und Abfahrten, enge Straßen, Nebenstraßen teilweise einspurig, jeder ist auf das Mitdenken der anderen Autofahrer angewiesen.
5. Städte / Dörfer – liebevoll gepflegt, kleine Türen, kleine Fenster, kleine Häuser, sehr schön und traditionell, aufgeräumt, angenehm.
6. Linksverkehr – wir haben uns schnell dran gewöhnt. Vor jeder Fahrt machen wir uns darauf aufmerksam. Beim rechts abbiegen auf „andere Seite rüber fahren“.
7. Umgang mit dem geschichtlichen, kulturellen und Naturerbe, wir finden es vorbildlich. Mehrere Organisationen kaufen erhaltenswerte Anwesen, schützenswerte Landschaften und Industrieanlagen auf, um sie zu erhalten. Viele der „Angestellten“ arbeiten ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Junge Leute als „Praktikanten“ oder im „Freiwilligendienst“. Rentner bekommen dadurch eine echte, wichtige, erfüllende Aufgabe.
8. Hunde – gefühlt hat jeder Engländer mindestens zwei Hunde. Die Hundebesitzer treffen sich mehrmals täglich auf großen „Hundeauslaufwiesen“. Alle Hunde vertragen sich, sind gut erzogen.
9. Wohnmobile – gibt es hier unglaublich viele. Stellplätze dafür auch, aber irgendwo frei über Nacht stehen ist so gut wie gar nicht möglich. Alle in Frage kommenden Parkplätze sind als privat und mit „No Overnight sleeping“ gekennzeichnet. Das wird auch am Abend kontrolliert. Die großen Parkplätze entleeren sich abends und werden abgeschlossen. Alle Wohnmobilisten sollen zumindest hier im Süden Englands auf die Motorhome-Stellplätze gehen und bezahlen.
Montag, 8.04.2019
Von Lymington nach Salisbury
Der Steinkreis von Stonehenge ist unser nächstes „Pflicht“-ziel. Zum Anderen müssen wir mal wieder auf einen Campingplatz, um zu entsorgen und Wasser nachzufüllen.
Das Wetter ist gut. Wir nehmen die Räder raus und besichtigen die Stadt mit unseren Elektrorädern. Die Hügel sind mit dieser Ausstattung kein Problem. Salisbury gefällt uns, wie übrigens alle englischen Städte bisher. Eine tolle Kathedrale, riesig, erinnert uns irgendwie an das Buch „Die Säulen der Erde“.












Die Magna Carta, eine der ersten Gesetzessammlungen, ist hier im Original ausgestellt. Der Geist des bürgerlichen Rechts ist in der Magna auf lateinisch in Worte gefasst. Damit ist das Recht nicht von der guten oder schlechten Laune eines Herrschers abhängig! Schon beeindruckend, was so ein Stück beschriebenes Papier in der Geschichte bewirkt hat. 


Das Guthaben unserer Telefon-/Internetkarte scheint aufgebraucht zu sein.!? Mist.

Dienstag,9.04.2019
Bei nebligen Wetter wachen wir auf. Nicht das Wetter um lange Spaziergänge in der Landschaft zu unternehmen. Es kommt noch besser, die Feuchtigkeit nimmt zu, leichter, nieseliger Dauerregen. Das unterstreicht natürlich noch die Mystik dieses Ortes - Stonehenge.
Unglaublich beeindruckend, was sich die Menschen vor 2500 Jahren ausgedacht haben.



Modell von Stonehenge

Übrigens, in dieser Zeit war es üblich, den genauen Zeitpunkt des Frühlingsbeginns mit Hilfe des Sonnenstandes über derartige Kultanlagen zu bestimmen. Es gab viele „Stonehenge“ in ganz Nordeuropa. Die Himmelsscheibe von Nebra ist sozusagen ein „Stonehenge in klein und zum Mitnehmen“. In Sachsen – Anhalt sind ähnliche Anlagen per Satellitenaufklärung nachgewiesen worden. Hier werden viele Busladungen Schülergruppen her gefahren. Ein Junge einer Stuttgarter Sprachlerngruppe  fragt Petra: „Kommen Sie aus Sachsen-Anhalt? Meine Oma spricht auch wie Sie.“ Bingo! Natürlich weisen wir ihn auf die Himmelsscheibe hin.
Es regnet weiter, wahrscheinlich typisch englisches Wetter. Städte und Gärten anschauen ist keine gute Idee.  Wohin? Rund 100 km weiter westlich liegt Corfe Castle, ein im englischen Bürgerkrieg zerstörtes Schloss. Seitdem verfallen und jetzt verwunschen schön anzusehend. Und was wichtig ist, bei Spyway kann man auch frei stehend übernachten.
Im Handbuch des National Trust steht über Corfe Castle nach meiner sehr freien Übersetzung sinngemäß: … im englischen Bürgerkrieg teilweise demoliert durch die Parlamentarier 1646 …
Am Strand von Spyway übernachten wir N50.650954 W1.953519

Mittwoch, 10. April 2019
Nach einem langen Strandspaziergang entlang der Studland Bay





fahren wir nach Corfe Castle und versuchen einen Parkplatz zu bekommen. Es ist nicht möglich! So viele Leute sind am Mittwoch Vormittag unterwegs, es sind englische Osterferien! Schade, dann müssen eben einige Fotos aus der Ferne von diesem wildromantischen Ort reichen.



Unsere Handbremse macht uns Sorgen. Die Kontrollleuchte macht sich ständig bemerkbar, der Handbremshebel geht zu leicht und beim Anfahren habe ich das Gefühl, unser Auto wird abgebremst. Ein Besuch bei Ford ist nötig. Wo gibt es die nächste Werkstatt? Unser Internet funktioniert auch nicht mehr. 12 GB Internetguthaben sind innerhalb von 1 ½ Wochen weg. Ohne, dass wir Datenvolumen verschwendet haben. Weiter Richtung Westen. Die dritte Fordwerkstatt kümmert sich um unser Problem. Die erste Werkstatt hatte nur für PKWKapazitäten, in der zweiten wäre der nächste Termin in drei Tagen gewesen. In Dorchester klappt es endlich. Nach zwei Stunden in der Stadt stehen wir vor dem frisch gefetteten und nachgestellten Bremsseil. 50 britische Pfund sind ganz schön happig. In der Zwischenzeit haben wir eine neue SIM-Karte mit neuem Anbieter. Roaming wird ab jetzt konsequent ausgeschaltet. Und das wird täglich mehrfach kontrolliert!
Mit dem Womo-Führer „England“ suchen wir unseren nächsten Übernachtungsplatz. Auch das will nicht klappen. Falsche Koordinaten, falsch eingegeben??? Wir wissen es nicht, haben dadurch aber ein ausführliches Gespräch mit einem Hofbesitzer von dem wir auch nicht alles verstehen.
Berühmte Felsenritzung


An der Jurassic Coast am Codgen Beach finden wir unseren Nachtplatz hoch über dem Meer. N50.6941 W2.7057.

Donnerstag, 11. April 2019
Unsere Reiseerlebnisse müssen notiert werden. Die Sonne schein, wir sollten hier in der Gegend bleiben. Heute fahren wir nur 3 bis 4 km zum nächsten Campingplatz in Burton Bradstock.
Am späten Nachmittag wunderschöner Spaziergang bis zum wunderbaren Strand und natürlich zurück.






Aktiver Grenzschutz?



Freitag, 12. April 2019
An der Mündung des Flusses Ex, in Exmout, haben sich zwei Cousinen nach einer Europareise 1796 ein 16 – eckiges Haus bauen lassen. Phantastische Lage und ein wunderschönes Haus.






Auch hier, wie überall in den „National-Trust-Anwesen“, ist Ostereierjagd für Kinder angesagt. Mit zwei Kindern spreche ich englisch und die antworten auf deutsch. Familie aus Würzburg, für zwei Monate zum Studienaustausch hier und jetzt halt beim Ostereier suchen. Langes Gespräch mit der Mutter, in Thorn / Torun geboren, in Berlin studiert, in Würzburg lebend. Schöne Lebensläufe! 
Weiter nach Exeter. Übernachtung in einem Industriegebiet. Gehofft hatten wir, dass es ruhig sein wird. Wir meinten, es sei keine Durchgangsstraße. Geschlafen haben wir trotzdem einigermaßen.

Sonnabend, 13. April 2019
Exeter besichtigen. Vom P&R – Parkplatz, auf dem man über Nacht nicht stehen darf, am Tage aber kostenfrei dort steht, mit dem Green-Bus in die Stadt. Alles problemlos. Schöne Einkaufsstadt.  Die Kathedrale ist von außen eine Wucht! Seit 900 Jahren steht dieses Gotteshaus hier schon. Lust auf eine Besichtigung haben wir heute trotzdem nicht.
Exeter - tolle Einkaufsstadt



Kirchenruine als Mahnmal - von deutschen Bombern zerstört

Kathedrale von Exeter


In der Stadtinfo erwerben wir eine britische Straßenkarte im A3-Format. Die braucht man hier wirklich. Klara unsere allwissende Navidame kennt alle Straßen Großbritanniens. Sie sucht allerdings meistens Straßen heraus, die scheinbar den kürzesten Weg nehmen. Bisher waren sie alle zu fahren, aber – sehr oft sehr eng, einspurig mit kleinen Warteausweichplätzen. Da wird es manchmal sehr, sehr eng. Es lohnt also vor dem Losfahren ein Blick auf die von Klara vorgeschlagene Strecke und auf die A3-Straßenkarte.
Zum Übernachten fahren wir nach Coleton Fishacre am Ende der englischen Riviera. Auf dem Parkplatz dürfen wir nicht übernachten, aber keine 200m entfernt am Coleton Camp. N50.3507 W3.5339 ruhig, sicher

Sonntag,  14. April 2019
 Coleton Fishacre wurde in den 1920-er Jahren von einem reichen Ehepaar erworben und gestaltet. Hier trafen sich als Gäste der Familie Schauspieler und Künstler. Man spürt die Zeit des Jazz und des Art Deco steht im Flyer für diese Anlage. Das können wir bestätigen. Der Garten ist mit exotischen Pflanzen entzückend gestaltet. Wir sind schon richtige Wundertüten geworden. Es ist aber auch schön, was diese englischen Gartenbauer erdacht und verwirklicht haben!!!








Oben wird die aktuelle Windrichtung angezeigt


Am frühen Nachmittag ist alles angeschaut und wir können nach netten Gesprächen im großen Cafe weiter. Das Dartmoor ist nicht weit. Wir kennen das Dartmoor vom Film „Der Hund von Baskervile“. Es ist anders als im Krimi. Eine hochgelegene Heidelandschaft über der die Wolken abregnen und in der viele Flüsse entstehen. Ungewollt verfahren wir uns und befinden uns plötzlich in einem Gebiet mit vielen freilebenden Pony’s. Freier weiter Blick, kaum Bebauung, so ganz anders als bisher. Bei Tavistock ist unser heutiger Campingplatz.

Montag, 15. April 2019
Heute haben wir englisches Wetter, es regnet den ganzen Tag. Gut zu Autofahren. Wir fahren zum südlichsten Punkt der britischen Insel. Den finden wir auch. Aussteigen aus dem Auto ist nicht möglich, es regnet. Vorgesehen war, dass wir hier am Lizard Lighthaus übernachten. Das hat sich von selbst erledigt. Bei diesem Wetter erklingt in regelmäßigen Abständen das Nebelhorn. Mit dem Geräusch will keiner schlafen. Die Anfahrt zum Parkplatz am Leuchtturm ist sehr eng, wir kommen gut durch, sind aber mit 2,14m über die Außenspiegel gemessen relativ schmal. Normale Wohnmobile mit 2,35m Breite haben es nicht so leicht.
Bei Mullion finden wir im Regen einen ruhigen Platz zum Übernachten. Der Regen trommelt uns in den Schlaf.

Dienstag, 16. April 2019
Die Sonne scheint! Bestes Wetter!

Nothafen von Mullion bei Ebbe




Von Mullion aus wandere ich zum Marconi-Denkmal. Hier arbeitete vor über hundert Jahren die erste Übersee-Funkstation der Erde. Davon habe ich im Physikunterricht meinen Schülern erzählt. Und jetzt stehe ich davor.  Irre, ein normaler Mensch kann meine Begeisterung so richtig nicht verstehen.



Marconi - Denkmal

Malerin am Kliff, langes, nettes Gespräch


Am südlichsten Punkt der britischen Insel




Wir sehen hier tatsächlich eine Robbe schwimmen


Lizard Lighthouse

Ohne Kommentar

Nach dem Besuch einer Schokoladenmanufactur wartet der westlichste Punkt Festlandbritanniens auf uns. Riesenparkplatz. Ein britischer Wohnmobilist meint, hier kann man nicht übernachten. Um 10 Uhr abends kommt die Security und vertreibt alle dann noch unbefugt parkenden Autos. Wir suchen weitere Plätze auf denen man wiederum mit einem nicht overnight stehen darf. Mit einem normalen Auto wäre das kein Problem.
Dann eben auf den nächsten vorbeikommenden Campingplatz.

Mittwoch, 17. April 2019
Mit dem Auto wieder zum Parkplatz (6 Pfund) und dann Land’s End erwandern und fotografieren.

Land's End


Entfernungsangaben in Meilen, das Datum stimmt.

"Petra, dort hinten liegt Amerika." --> "Aber da fahren wir jetzt nicht hin. Oder?"








Übernachtung, nicht weit entfernt auf einem Campingground. Es ist die ganze Nacht recht windig.

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