19-05 Zwei Tage Liverpool, der Hadrianswall, Galloway-Rinder, bis kurz vor Glasgow



Donnerstag, 25.04.2019
Ein Tag in Liverpool
Das Datenvolumen ist nach dem Veröffentlichen des Blogs aufgebraucht. Es wurden sehr viele Bilder hoch geladen.
Ab Mittag soll es immer mal wieder schauern. Fahrräder raus und durch Liverpool radeln geht nicht. In jeder größeren Stadt gibt es einen Hopp-on-hopp-off-Bus. Damit lässt sich Liverpool bestimmt gut erkunden. Nur, wo fährt der ab? Klara, unser kluges Telefon, hat wegen der fehlenden Daten gerade eine Pause eingelegt. Was tun? Losgehen in Richtung vermuteter Innenstadt. Das Riesenrad weist uns den Weg. Und tatsächlich, nach 1 ½ km, also rund einer Meile, finden wir in der Nähe des Riesenrads den Startpunkt der Stadterkundungsbusse.

Erst mal die Umgebung erkunden. Im Beatles-Shop versinken wir in musikalischen Erinnerungen. Hier am Ufer des Flusses Mersey sind nach dem Niedergang der Werftindustrie neue Museen, Spotstätten, Yachthäfen, Hotels und noch andere Dinge entstanden. Die Tate-Galerie Liverpool, das Liverpool-Museum, eines der Beatles-Museen wären hier am Merseyufer schon einen Besuch wert.
Albert Dock

Direkt an der Abfahrt der Doppeldeckerbusse

In der Toilette des Beatles Cafe's

Im Cafe

Albert Dock

Tate-Galerie Liverpool

Blick vom Albert Dock in die Stadt

Unser Bus ruft. Einmal durch die Stadt in einer Stunde. Gefällt uns. Da müssen wir nochmal zu Fuß Rein. Vorher trinken wir an der Fähre über den Fluss Mersey Kaffee. Dies Fähre wird von „Gerry an the peacemakers“, ebenfalls eine Band aus Liverpool mit „Ferry cross the Mersey“ , ein wunderschöner Titel besungen. Ich hab mir da immer Mary, ein hübsches Mädchen, vorgestellt und keine Fähre!
Die Beatles zusammen mit mir auf dem Weg zur Fähre über den Fluss Mersey
Heutiges Fährterminal

Am Cavern-Pub stehen viele Leute rum und fotografieren. Wir auch.

Umdrehen, und siehe da wir stehen vor dem Cavern-Club. (Wie man Menschen fehlleiten kann!)

Fotografieren und dann vorsichtig runter in die Kellergewölbe gehen. Ehrfürchtig, darf man das überhaupt?  Man darf, der Cavern-Club hat auf und hier ist richtig was los. Live-Musik mit Beatles-Titeln! Ein Traum. Ein Bier, Musik und tolle Stimmung, wir mögen’s sehr! Weiter hinten sind noch Räume, ja und dort haben die Beatles und Stars und Gruppen aus aller Welt gespielt. Wow! Ein Traum.


Tolle Atmosphäre bei Live-Musik


Hier haben die Idole unserer Jugend gespielt

Irgendwann müssen / wollen wir weiter. Hoch ins Freie. Jede Kneipe in der kurzen Straße wirbt mit dem Namen der Fab4.



Durch die Innenstadt per pedes zum Wohnmobil zurück. Eine neue SIM-Karte mit 8GB Datenvolumen hat uns auch noch gefunden. In Chinatown haben jetzt, am späten Nachmittag, fast alle Gaststätten noch geschlossen. Die Knochen tun weh!
In der Einkaufszone von Liverpool


Liverpool, Eingang nach China-Town. Soll das erste China-Town der Welt sein.!?

Straßenbeschriftung auf englisch und chinesisch.

26. April 2019, Freitag
Noch ein Tag Liverpool muss sein!
Nachdem wir uns gestern noch via Internet mit den Texten von Gerry und den Paeacemakers und den Beatles auseinandergesetzt haben, müssen wir heute die Beatles-Tour per Bus mitmachen. Die Plätze, an denen sie die lebten und aufgewachsen sind, Penny Lane und Strawberry field sind Stationen der Tour. Die Abbey Road Studios befinden sich in London und werden hier als Bild so vermarktet als ob dieses berühmte Bild mit den Beatles auf dem Zebrastreifen in Liverpool gemacht worden wäre. Im Brauereiviertel hat man das berühmte Bild an ein Haus und Zebrastreifen davor auf den Weg gemalt. Für ein Touristenfoto soll es die perfekte Illusion sein. Obwohl es nicht weit von uns bis dahin ist, vergessen wir es nach der Besichtigungsfahrt dorthin zu gehen. Das Wetter ist heute so, dass man es nur in geschlossenen Räumen aushalten kann. Es schauert oft ganz intensiv.
Wir laufen von uns zum Albert-Dock am Riesenrad. Tickets kaufen, im Regen warten und dann mit dem Doppeldecker-Bus auf eine 1 ½ stündige Zeitreise.

Na ja, es ist nicht so wie wir es uns vorgestellt haben. Den Slang des Stadtbilderklärers und seine Witze verstehen wir nicht. Etwas interessanter ist schon die Straße Penny Lane
Penny Lane am Anfang



Irgendwo unten rechts soll eine Originalunterschrift von John Lennon sein.

Penny Lane aus dem Bus heraus

und mit einer tollen Geschichte das Tor zum Grundstück Strawberry Field. 1935 hat die Heilsarmee dieses Grundstück erworben. Kinder wurden hier betreut, gebildet, erzogen. John Lennon hat hier in jungen Jahre seine Zeit verbracht. Im Song „Strawberry fields forever“ wird die Ungerechtigkeit gegenüber der Herkunft von Kindern und die Notwendigkeit zu helfen, thematisiert. Eine von Stiftung, gegründet von seiner Frau Yoko Ono, kümmert sich um dieses Grundstück und will es im ursprünglichen Sinne nutzbar machen.

Ich hab die Augen zu, weil ich genieße!



Die Wohngegend in der die Beatles aufgewachsen sind ist gutbürgerliche Mittelschicht. Ich hatte mir immer vorgestellt, dass die Beatles aus ärmlichen Verhältnissen kamen.
Das Haus, in dem John Lennon aufgewachsen ist.

Zurück am Yachthafen ans Wohnmobil. Es schauert immer noch heftig. Im Auto ist es trocken und wir können Kilometer in Richtung Norden machen. Wohin? Erstmal noch vor der Freitagsrushhour raus aus der großen Stadt und dann sehen wir weiter. Als wir unterwegs sind stellen wir fest: das Abbey-road-Foto im Brauereiviertel haben wir nicht gemacht. Zurück? Nee! Schade. Das Foto auf den Zebrastreifen hätten wir sowieso nicht schön hinbekommen. Man kann halt nicht alles haben.
Irgendwann kommt ein Aldi vorbei und später ein CCC-Campingplatz. Als wir den Preis hören, 30 Pfund, wissen wir, hier wollen wir heute nicht nächtigen. Weiterfahren, auf den nächsten Campingplatz spekulieren. Der ist allerdings ein Campinghändler. Für Notfälle haben wir unsere Klara, die weiß alles und findet den passenden Platz. Auf der Wallace Lane Farm in der Nähe von Carlisle kommen wir rund eine Stunde später an. Hier stellen wir fest, dass wir den Lake District verpasst haben. Wir sind schon vorbei. Schade für uns als Einwohner der Mecklenburgischen Seenplatte.

27. April 2019, Samstag
Wir schauen auf die britische Landkarte und stellen fest, hier oben, an der Grenze zu Schottland verlief der Hadrianswall. Als ehemaliger DDR-Grenzer interessiert allemal, wie und warum diese Grenze funktionierte und was davon noch zu erkennen ist. Hin zum Hadrianswall zum ehemaligen römischen Fort Birdoswald. An der Rezeption werden wir auf deutsch empfangen. Die Dame stammt aus Hannover und ist mit einem britischen Offizier verheiratet, hat aber für alle Fälle noch einen deutschen Pass.

In der Mitte Reste des Hadrianswalls

Ehemaliger Eingang zum Fort 

Verlauf des Hadrianwalls, links gen Schottland, rechts das Herrschaftsgebiet der Römer.

Unser Wohnmobil vor dem Wall des Hadrian

Der Hadrianswall verlief über 117km quer über die Insel und war 4,50m hoch, oben begehbar. An verschiedenen Stellen sieht man bis zu rund zwei Meter hohe Mauerreste. Die fehlenden Steine der Mauer wurden nach dem Jahr 410, seitdem sind die Grenzsoldaten weg, von den Anwohnern abgebaut und weggeschleppt und sind jetzt in den Gebäuden und Wegen verbaut. Das scheint das Schicksal aller Grenzmauern zu sein. Die Berliner Mauer müsste nach meiner Überzeugung genauso als geschreddertes Baumaterial in Häusern, Fundamenten und Straßen verschwunden sein. Gut so!
Im Wohnmobilführer Schottland lesen wir vom Grenzdorf Gretna Green. Hier hat ein englischer Priester im Jahr 1772 den Hochzeitstourismus erfunden. Nach schottischen Recht konnte man mit 16 Jahren heiraten, auch wenn die Eltern dagegen waren. Voraussetzung war lediglich, dass beide unverheiratet waren und zwei Zeugen der Zeremonie beiwohnten. Im benachbarten England lag das Hochzeitsalter bei 18 oder 21 Jahren. Junge heiratswillige Engländer nutzten diese Chance. Die Schmiede als Dorfmittelpunkt war das Zentrum für dieses Heiratsgeschäft und damit ist der Amboss das Symbol für ewige Treue. Erst seit 1940 sind diese Amboss-Hochzeiten illegal. Mehr als eine Viertelmillion Besucher im Jahr kommen hierher um sich das anzusehen. Wir gehören für 2019 auch dazu.
Hier war die Dorfmitte. Die Schmiede mit dem Amboss kann man im Innern bewundern. Leider schon geschlossen.


20 km weiter soll 1810 im Dorf Ruthwell die erste Sparkasse der Welt gegründet worden sein. Wir sind zu spät dran um im kleinen Savings-Banks-Museum die dazugehörige Ausstellung anzusehen. Schade.
Die erste Sparkasse der Welt!?


Am Caerlaverrock Castle finden wir unseren Nachtparkplatz. Schottischer Regen trommelt auf unser Dach und uns in den Schlaf.
(ÜP 55.228525, -4.859051

28. April 2019, Sonntag
Caerlaverrock Castle ist eine schöne mittelalterliche Burgruine. Im 13. Jahrhundert als Brückenkopf von den Engländern gegen die Schotten erbaut, wurde es im 17. Jahrhundert zerstört.
Caerlaverrock Castle





Caerlaverrock Castle

Hier in der Grafschaft Dumfries und Galloway schauen uns die Galloway-Rinder beim Abfahren zu.


Über die Hochebene des Galloway Forest (rund 400 bis 700m) fahren rüber nach Girvan am Firth of Clyde. Berge, Täler, Seen, Wälder, auf Grund der Höhe ist die Natur viel weiter zurückals sonst hier. Es scheint, als ob die Schneeschmelze erst vor einigen Tagen war. In Girvan stehen wir gegenüber der Insel Ailsa Craig, ein Felsen von 340m Höhe in 15 km Entfernung. (55.227767, -4.859483)
Ailsa Craig



29. April 2019, Montag
Hier vorn am Strand von Girvan haben wir wunderbar gestanden. Ruhig, sicher, mit einem schönen Blick auf die Insel, Toilettenhäuschen nebenan.
Knapp 40 km weiter liegt die Ruine eines ehemaligen Benediktinerklosters „Crossraquel Abbey“.
Der Mann am Einlass erkennt uns auf Grund unseres Dialekts als Deutsche und erklärt uns, dass es viele Begriffe im Schottischen gibt, die ähnlich wie im Deutschen ausgesprochen werden. Die Verständigung klappt schon ganz gut, ist aber immer noch nicht perfekt. Aber es wird langsam besser.




Auf dem Weg in Richtung Norden liegt als nächstes die Burgruine Dundonald Castle. Das soll das erste Schloss der Dynastie der Stewards gewesen sein, die 350 Jahre lang Großbritannien regierte. Hoch oben auf dem Hügel ein großes Gebäude mit Machtanspruch.

Auf dem weiteren Weg fahren wir einen Aussichtspunkt an. Zum Parkplatz kommen Touristenfahrzeuge nicht! Querbalken, wie so oft in England, aber nicht in Schottland.

Der Blick über den Firth of Clyde und seine Inseln ist wunderschön.


Und hier holt mich mein Physiklehrerleben wieder mal ein: William Thomson, Baron Kelvin of Largs, das ist der der die Kelvin-Temperaturskale erfunden, besser wohl erdacht hat, stammt aus dieser Gegend!

Am Loch Semple finden wir einen guten Stellplatz an einem Wasserspotzentrum. Bis zum Bahnhof sind es 1,4 km. Einem Stadtbesuch in Glasgow steht also nichts im Wege. 20 Minuten sind es per Bahn bis in die Stadtmitte von Glasgow.
(55.796385, -4.621753)
Platz am Loch Semple

Kommentare

  1. I am deeply impressed by your lively daily reports! Best wishes from the SPD morning pint on May 1 from Dirk-Michael Brüllke

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